In den Zeitungen der Stadt konnte man lesen, dass der Waldspielplatz im Albertpark Dresden geschlossen werden solle. Es gibt eine Petition, die sich für den Erhalt einsetzt und es gibt bereits Unterstützungserklärungen eifriger Stadträte.
Wie kann es sein, dass so ganz plötzlich eine gut angenommene Einrichtung vor dem Aus steht?
Gehen wir dazu etwas in die Geschichte. Der Waldspielplatz als Teil des Albertparkes entstand wie dieser Ende des 19. Jahrhunderts nach einer Initiative von Viktor Böhmert als Erholungs- und Bildungsgelände für Arbeiterinnen und Arbeiter. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb diese Funktion erhalten. In der Nachkriegszeit und in der DDR gab es verschiedene Nutzungen, die vom ursprünglichen Plan abwichen. Nach 1991 wurde ein neuer Waldspielplatz errichtet und zuerst von der Landeshauptstadt selbst betrieben, verantwortlich war das Jugendamt. Später wurde die Einrichung in freie Trägerschaft an das Jugendsozialwerk Nordhausen übergeben.
Der Waldspielplatz lässt sich nur schwer in die Systematik der Kinder- und Jugendhilfe einpassen. Deshalb gab es schon immer Bestrebungen, dort weniger Personal einzusetzen und dringendere Bedarfe an anderer Stelle abzudecken. Damit in Zusammenhang stand bereits die Übergabe an einen freien Träger 2009 und es gab ebenso schon 2013 Schließungspläne. Verhindert wurde die Schließung immer nur dadurch, dass die Verwurzelung der Einrichtung in der Bevölkerung sehr hoch ist und der öffentliche Widerstand im Rathaus dann immer zu einem Umdenken führte.
Um den Zwiespalt zwischen der fachlichen Einschätzung, wie notwendig der Waldspielplatz sei, und der historischen Bedeutung und öffentlichen Akzeptanz zu überbrücken wurde 2013 im Jugendhilfeplan (Korrekt: “Teilfachplan für die Leistungsbereiche „Kinder-, Jugend- und Familienarbeit“ und „Andere Aufgben/Jugendgerichtshilfe“ (§§ 11 – 14, 16 und 52 SGB VIII i. V. m. JGG) für den Zeitraum 2013 – 2016”) durch Stadtratsbeschluss folgendes festgeschrieben:
Als Beschreibung des Waldspielplatzes:
Der Waldspielplatz ist ein stadtweites, über den Wirkungsbereich der Jugendhilfe hinaus reichendes Angebot in der Landeshauptstadt Dresden. Es ist als planerisch integriertes Angebot zu verstehen. Ent-sprechend sind über den Ansatz der integrierten Sozialplanung Bedarfsaussagen zu formulieren. Der Waldspielplatz sollte daher als Pilotprojekt der integrierten Planung entwickelt werden. Dabei sind aus diesem Planungsansatz heraus die speziellen jugendhilflichen Bedarfe hinsichtlich Umfang und Intensität einer sozialpädagogischen Begleitung abzuleiten.
Und als durchzuführende Maßnahmen:
Gemeinsam mit dem Träger ist durch das Jugendamt dialogisch die Pilotierung zu initiieren und zu begleiten. Primär zu beteiligen sind neben dem Träger der Eigenbetrieb Kindertagesstätten, Grünflächen-amt, Stadtplanung, Stadtentwicklung und Schule. Bedarfe der einzelnen Bereiche sind zu eruieren, und unter dem integrierten Planungsansatz als Gesamtkonzeption Waldspielplatz einschließlich der Finanzierung des Angebotes zu entwickeln.
Passiert allerdings ist so gut wie nichts. Zwar haben alle genannten Ämter die Wichtigkeit des Spielplatzes bestätigt, keines aber wollte sich an der Finanzierung beteiligen. Deshalb kam es folgerichtig nun wieder zu einer Diskussion, ob denn die auf dem Spielplatz arbeitenden zwei sozialpädagogischen Stellen nicht besser an anderer Stelle eingesetzt werden könnten. Als dringend notwendig erachtet die Verwaltung des Jugendamtes einen Kinder- und Familientreff im lange vernachlässigten Plattenbaugebiet Jägerpark.
Die Vorlage des Jugendamtes zur Förderung freier Träger, in der diese geplante Ressourcenverlagerung zu lesen ist, wurde von den Jugendhilfefachleuten nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Sie ist aber nach dem Tisch des Amtsleiters noch über den Schreibtisch des Bildungsbeigeordneten Vorjohann, die Schreibtische aller anderen Beigeordneten und zu guter Letzt und auch in voller politischer Verantwortung über den Schreibtisch des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert gegangen. Eine Sicherung der Existenz des Walsdspielplatzes durch die Einbindung anderer Ämter hätte hier mit veranlasst werden müssen.
Nun liegt der Vorschlag der Streichung des Angebotes vor den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses. Wir haben jetzt die Aufgabe, einen Beschluss zu fassen, der einerseits die nötige Einrichtung eines dauerhaften Kinder- Jugend- und Familientreffs im Jägerpark ermöglicht, die aber andererseits nicht das zwingende Aus für den Waldspielplatz bedeutet.
Ich habe den Oberbürgermeister gefragt ob er sich eine Einbeziehung anderer Ämter auch in die Finanzierung mit vorstellen kann. Eine Antwort seinerseits steht noch aus.