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Ein klein wenig Skandal

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Um diesen Beitrag zu verstehen sollte man zuerst die beiden Artikel lesen, die von Frau Mallek-Klein über eine kritische Situation in einem unserer Ferienlager verfasst wurden. Nehmen Sie sich die Zeit! Sie sind am Ende meines Beitrages aufgeführt.

Vor dem ersten Artikel hatte Frau Mallek-Klein mit mir telefoniert, ich habe ihr so gut ich konnte Auskunft gegeben. Ich hatte Sie auch gebeten, das Ferienlager dann zu besuchen, wenn der Reisebus am Tag des Abbruches da ist, weil wir dann das Gröbste geschafft haben.

Sie hat anders entschieden. Sie war vor Ort, als gleichzeitig mehrere Ämter im Objekt herumliefen und Kontrollen durchführten die angesichts des angeordneten Abbruches kaum noch nötig waren. Die im Objekt anwesenden Helfer:innen aus unserem Haus mussten sich gleichzeitig um diese Amtspersonen kümmern, die Kinder bei Laune halten, die wegen dieser Kontrollbesuche an einem heißen Tag nicht mehr wie erhofft baden gehen konnten und aus Langeweile drohten über Tisch und Bänke zu gehen, und zudem musste sich also auch noch jemand um eine Journalistin kümmern.

Der erste Artikel hat wie erwartet einige Aufmerksamkeit erregt und wurde vom MDR, von BILD Dresden und BILD am Sonntag zum Anlass eigener Beiträge genommen. Deswegen musste natürlich noch ein zweiter Artikel nachgeschoben werden. Schon die Überschrift „Corona-Fälle in Moritzburg: Ferienlager war nicht korrekt angemeldet“ wäre genug, der Journalistin Mallek-Klein unsauberes Arbeiten nachzuweisen. Allein aus der Behauptung des Meißner Gesundheitsamtes heraus, Ferienlager wären meldepflichtig, suggeriert sie im Artikel wir hätten womöglich ein Vertuschungsinteresse. Falls irgendjemand aus Gesundheitsämtern in beliebigen Landkreisen unserer Republik hier mitliest: Ich wäre interessiert an der Zahl der bei Ihnen „angemeldeten“ Maßnahmen nach §11 Absatz 3 Satz 5 SGB VIII oder vergleichbarer Veranstaltungen.

Nun also hat Frau Mallek-Klein mir eine Frageliste zugeschickt, um einen weiteren Beitrag zu schreiben. Da mein Vertrauen in die Qualität ihrer Arbeit deutlich erschüttert ist werde ich diese Fragen nicht allein ihr gegenüber beantworten sondern auch hier, damit Verkürzungen oder Entstellungen meiner Äußerungen ausgeschlossen sind. Im Folgenden sind ihre Fragen an mich fett gedruckt, meine Antworten jeweils dazwischen eingefügt.

Lieber Herr Kießling, 

nachdem die Ereignisse in Moritzburg nun schon einige Tage vergangen sind, möchten ich gerne noch einmal mit Ihnen das Gespräch suchen, um einige Fragen zu stellen:

Welche Maßnahmen hat der Verein nach den Ereignissen in Moritzburg ergriffen, um das Auftreten von Corona in den Freizeiten einzudämmen, sprich, wird getestet?

Voranstellen möchte ich, dass es bis heute keinerlei Vorschriften gibt, das bei Ferienfreizeitmaßnahmen getestet werden muss. Das ist ein großer Unterschied zum vorigen Jahr, wo dies verbindlich vorgeschrieben war. Dennoch haben uns vor dem Beginn der ersten Ferienfahrt sowohl das Land Berlin als auch, in geringerem Umfang, das Jugendamt der Stadt Dresden mit Schnelltests ausgestattet. Diese Tests waren auch im Ferienlager Moritzburg vorrätig und sollten zur Testung von Kindern oder Betreuer:innen mit Symptomen verwendet werden. Insofern ist die von Ihnen im zweiten Artikel zitierte Aussage „Wir hatten nur noch eine Handvoll alter Tests, bei einem Großteil war die Platine
gebrochen, sodass sie kein verlässliches Ergebnis anzeigten
“ eine Falschaussage. Bis heute grüble ich, was wohl eine gebrochene Platine sein soll. Die in Ihrer Fragestellung eingebaute Unterstellung, wir hätten nicht getestet weise ich mit aller Schärfe zurück.

In unserem Telefongespräch hatte ich ihnen auch mitgeteilt, dass im Unterschied zum Jahr vorher die Dynamik der Infektion unerwartet stark war. Deswegen haben wir als Reaktion auf diese Dynamik unser Testregime angepasst. Es gibt nun wieder wie im vorigen Jahr einen Test bei der Abfahrt, Kinder mit Symptomen einer Coronaerkrankung werden nicht mit auf die Fahrt genommen. Treten während der Fahrt Symptome auf werden die Kinder oder Betreuer:innen (wie schon immer) getestet und bei positivem Testausgang dann alle Kinder und Betreuer:innen.

Wie geht es den erkrankten Kindern und Betreuern heute?

Darüber haben wir keine Übersicht. Was ich Ihnen mitteilen kann ist, dass sowohl Betreuer:innen als auch Kinder der ersten Moritzburgfahrt an weiteren Fahrten teilgenommen haben, darunter eines der Kinder, die vom Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden mussten. Ich bin über dieses hohe ehrenamtliche Engagement und über dieses Vertrauen, was uns entgegengebracht wird, sehr dankbar.

Es war ein zweites Camp im Karl May Dorf im August geplant, wird es stattfinden?

Nein.

Wie viele Kinder sind in dieser Woche mit dem Roten Baum e.V. in einer Ferienfreizeit und auf welche Standorte verteilen sich die Camps? 

Ganz ehrlich, Frau Mallek-Klein: Sie erwarten dass jetzt jemand in unserer Geschäftsstelle auszählt wie hoch der wochenaktuelle Stand der tatsächlich verreisten Kinder ist und ihnen das mitteilt? Sicher, das könnte jemand machen. Alle Kinder sind erfasst, das passiert während der Anmeldephase und natürlich bei der Abreise ins Ferienlager. Kein Kind geht verloren. Aber vielleicht können Sie sich auch vorstellen dass wir anderes zu tun haben als einen statistischen Zwischenstand der Saison für Sie zu erarbeiten. Und die Standortfrage können sie sehr leicht selbst herausfinden. Alle unsere Ferienfahrten sind auf unseren Internetseiten in Dresden und Berlin nachlesbar. Sofern Sie das nicht selbst herausfinden stelle ich Ihnen auf Nachfrage gern noch einmal die Internetadressen zur Verfügung.

Finden alle Camps wie geplant statt?

Nein. In meiner Erinnerung gab es kein Jahr, in dem alle geplanten Ferienfahrten unverändert stattgefunden haben. Die Gründe sind dabei ganz unterschiedlich. Manchmal sagen die Unterkunftsobjekte ab, manchmal verschätzen wir uns und trotz aller liebevollen Vorbereitung melden sich einfach zu wenige Teilnehmende an, und in diesem Jahr haben wir natürlich das Phänomen hoher Krankenstände bei eigentlich fest eingeplanten Betreuungspersonen. Und tatsächlich hat auch die Machart ihrer beiden Artikel dazu geführt, dass einige Betreuer:innen, zum Glück nicht sehr viele, den Mut verloren haben.

Wonach wählt der Verein die Camps aus, wie stellen Sie sicher, dass die hygienischen Bedingungen eingehalten werden?

Alle unsere Ferienfahrten finden in Unterkunftsobjekten statt die ihrerseits der Kontrolle örtlicher Ämter unterliegen. Wonach wir unsere Unterkunftsobjekte aussuchen bleibt unser ganz großes Geheimnis. Aber, nur für Sie: Wir achten auf die Attraktivität des Ortes, den Preis, der verlangt wird, auf die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Haben Sie denn Zweifel an einem unserer Objekte? Sind diese Zweifel untersetzt? Ich bin über sachdienliche Hinweise auf Objekte, die nicht geeignet sind sehr dankbar. Denn wir müssen jedes Jahr neu nachdenken wie wir unser Angebot gestalten. Übrigens hat wahrscheinlich der Betreuer, der Ihnen so freimütig aus dem Moritzburger Ferienlager berichtete, auch versucht uns bei Gesundheitsämtern anderer Landkreise zu denunzieren. Erfolglos allerdings.

Welche Nachweise (Lehrgang, Gesundheitspass, polizeiliches Führungszeugnis) müssen die Betreuer vorlegen, die für den Roten Baum aktiv sind?

Ich verweise hier auf die Ausführungen auf unserer Internetseite sowie auf den einschlägigen Paragraphen 72a des Jugendhilfegesetzes.

Wie gewinnen Sie Ihr Personal?

Unser hauptamtliches Personal gewinnen wir in der Regel durch öffentliche Ausschreibungen und nachfolgende Bewerbungsgespräche. Unser ehrenamtliches Personal gewinnen wir durch unsere Öffentlichkeitsarbeit.

Welche wirtschaftliche Bedeutung haben die Camps für den Verein?

Keine. Aber, Frau Mallek-Klein: Weil Sie es sind und weil hier hoffentlich noch viele andere Menschen mitlesen will ich diese kurze zutreffende Antwort noch etwas untersetzen. Zuerst einmal ist „der Verein“ nicht der Anbieter unserer Ferienfahrten, sondern die JugendLeben Dresden UG (haftungsbeschränkt). Weiterhin ist diese Gesellschaft gemeinnützig: Die Frage nach einer „wirtschaftlichen“ Bedeutung ist also auch sachlich mit „Keine“ zu beantworten. Sollten tatsächlich einmal nach einem Ferienlagersommer nennenswerte Überschüsse entstehen, würden diese dem gemeinnützigen Gesellschaftszweck entsprechend verwendet. Allerdings erwartet oder gar kalkuliert niemand hier in einer Pandemiesituation, die wir ja nun im dritten Jahr in Folge haben, mit solchen Überschüssen.

Gibt es unter den Kindern auch Selbstzahler oder werden die Ausflüge größtenteils gefördert?

Sie finden ohne große Mühe die Modalitäten der Gestaltung der Teilnahmebeiträge auf unseren Webseiten. Hier, exklusiv für Sie, der Link zur Erklärung für Dresden. Sie erkennen daran, dass es einen Teilnahmebeitrag für Kinder gibt, deren Gebietskörperschaften Fahrten bei uns nicht fördern. Darunter ist auch der Landkreis Meißen. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge hingegen ist es uns gelungen ein kleines Kontingent von Teinehmenden auch gefördert mitfahren lassen zu können. Die Stadt Dresden fördert für Kinder und Jugendliche ab 2022 mit einem erhöhten Fördersatz, unbürokratisch und weitgehend unabhängig vom konkreten Träger. Den weitaus höchsten Fördersatz haben die Berliner Bezirke.

Zusätzlich sind einige Eltern mit der Berechtigung zur Unterstützung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket so pfiffig und lassen sich die ihnen dort zustehenden Mittel für eine Ferienfahrt auszahlen.

Herzlichen Dank für Ihre Mühe im Voraus, 

Ines Mallek-Klein

Leiterin Lokalredaktionen Meißen & Radebeul

Gern geschehen. Zusätzlich, auch wenn Sie danach nicht gefragt haben, will ich noch mitteilen dass wir sowohl gegenüber den Ämtern, die die Teilnahme an unseren Fahrten unterstützen, als auch gegenüber den Eltern der zum Zeitpunkt des Erscheinens ihrer Artikel angemeldeten Kinder ausführlich Stellung genommen haben.

Und, ganz am Ende, möchte ich Ihnen eine Frage stellen. Eine einzige. Was hat Sie bewegt, das parteipolitische Engagement von mir und von Personen die bei mir im Träger arbeiten in einen Zusammenhang mit den Problemen in Ferienlagern zu stellen? Sie sind sogar bis ins Jahr 2007 zurückgegangen, um diesem Aspekt zu verstärken. Was hat die heutige Tätigkeit meiner damaligen Angestellten mit den damaligen Vorgängen zu tun? Überzeugen Sie mich, dass es nicht darum ging einmal ordentlich nach links zu treten. Ich bin gespannt!

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